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Vom Laufen und laufen lassen • ein Update zum Waterwalk 2017

Kennst du das Gefühl, dass viel zu viele Eindrücke auf dich einprasseln und du mit dem Verarbeiten so gar nicht hinterherkommst? So geht es mir gerade. Denn auf dem Water Walk 2017 läuft noch viel mehr als einfach nur die Füße. Ich hab mich entschieden mit Benjamin Adrion und 25 anderen Verrückten über 500 km von Kigali nach Kampala zu laufen.

Und ich hatte den Anspruch, hier aus Afrika einen toll recherchierten und durchdachten Artikel abzuliefern, aber das schaffe ich hier einfach nicht. Und anstatt euch halb verdaute Analysen zu liefern, lasse ich jetzt mal meinen Gefühlen ihren Lauf.

Hier kommen drei (leicht gekürzte) Tagebucheinträge von mir. Quasi direkt und unreflektiert.

Tag 1
Es ist losgegangen – wir sind losgegangen. Und der Wechsel zwischen Stadt und Land könnte nicht abrupter sein: in dem einen Moment laufen wir auf einer asphaltierten Straße. Es gibt Häuser, Villen, ein Spa. Und im nächsten Moment biegen wir um eine Kurve und Zack: Lehmstraße, Lehmhäuser, Staub. Und das ging dann stundenlang so weiter. Bis jetzt. Jetzt sitzen wir in einer Kirche in Kinyaruanda, es regnet und das ganze Dorf ist gekommen.

Wir treten in Kontakt, ja. Zum Beispiel: Musik. Auch wenn man nicht die selbe Sprache spricht, Gitarren-Gezupfe hört sich in allen Ohren gleich an. Englisch ist hier nicht und ich verstehe viel nicht. Mit einigen Jungen klappt es aber erstaunlich gut. Aber auch Grenzen werden deutlich. Nach 20 Minuten Gitarre spielen mit den Kids fragt der erste Junge, ob er sie haben kann. Was sagt man, wie sagt man es? Aber es ist okay, er akzeptiert meine Absage. Es ist eine durch und durch merkwürdige Erfahrung. Ich weiß überhaupt nicht wie ich mich fühle.

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Und immer dieses schlechte Gewissen. Es soll gleich Essen für uns geben. Reis und Bohnen. Es regnet in Strömen. Die ganze Kirche ist voll mit Menschen. Rausschmeißen? Auf keinen Fall. Mit einladen? Vermutlich nicht genug da. Einerseits ist diese Aktion hier wahnsinnig aufwändig. Andererseits weit ab von luxuriös. Wir laufen, wir zelten, wir werden nicht viel brauchen. Und trotzdem sind wir reich im Vergleich. Verrückte Welt. Der Sozialunternehmer in mir fragt immer wieder: is it worth it? Die zynische Stimme in mir sagt: keine Ahnung.

Und auch dieser ganze Trubel, die ganzen Handys und Social Media Berichterstattung über uns fühlt sich komisch an. Aber vielleicht braucht es diesen Kontakt dennoch, auch wenn es schwierig ist.
Schwierig ist: die ständige Nähe, nie ist man allein. Ruanda ist unglaublich voll, so fühlt sich das an. Voll mit Menschen. Auch hier in der Kirche. Es ist spät, aber noch eine Menge Menschen da, die meisten sind Kinder.

Noch später probt der Kirchenchor in einer winzigen Hütte. Da sind etwa 15 Menschen, alle stehen ganz dicht, die Decke hängt tief, es gibt kein Licht, sie singen. Aus vollem Hals. Es ist super laut und wunderschön. Der kleine Raum bebt. Die Energie und die Liebe in der Hütte jagt mir Tränen in die Augen. Und die kleine zynische Stimme ist auf einmal ganz leise.

Schöne Momentaufnahme und es ist ja erst Tag 1. Mal schauen, wie es weitergeht.

Tag 7
Sonntag. Ruhe-Tag. Nicht laufen. Endlich. Etappe 1 geschafft. Meine Oberschenkel haben sich noch nie so angefühlt.

Wir sind hier im Nirgendwo. Hier fließt ein Fluss. Es stehen diese afrikanischen Bäume rum, wie in König der Löwen. Und überall sind Kühe und Ziegen. Gestern hat der Koch eine Ziege gekauft und geschlachtet. Also genau genommen unser Fahrer Stone. Der auch kocht. Das Schlachten passierte mitten auf der Wiese. Die Kids hat das vom Fußball Spielen nicht abgehalten. Scheint hier normaler zu sein als bei uns. Und im Camp? Wurden Haare geschnitten und die Affen haben von den Bäumen geschrien.

Gestern Abend hab ich noch mit dem Fahrer „Stone“ gequatscht. Er hat von sich und ich von mir erzählt. Aber sein Englisch war schlecht und ich bin mir nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe. Er hat sechs Kinder, ein siebtes ist unterwegs. Seine Älteste hat auch schon drei Kinder.

Er ist Lkw Fahrer. Er fährt große Strecken. Manchmal auch in den Südsudan, da ist Krieg. Er sagt, dort nimmt er immer die Plane vom Lkw, damit andere sehen können, was er transportiert. Das senkt die Gefahr eines Angriffs. Wenn er trotzdem angehalten wird, schmeißt er schnell kleine Wasserflaschen und Kekse aus dem dem Fenster. Dann kann er mit Vollgas wegfahren und nichts passiert.

Aus seinem Mund klingt das merkwürdigerweise vernünftig.

Tag 16
In Ruanda sind Plastiktüten verboten und es gibt sowas wie „Community-Aufräum-Tage“. Das Land ist unglaublich sauber. Kigali ist sauberer als Kreuzberg.

image2-1Aber dann sollte es nach Uganda gehen. Es hat fast 24h gedauert bis wir über die Grenze durften. Wir haben auf dem Rasen der Polizei-Station gecampt. Die Leute aus den Zellen haben uns zugeschaut.

Anscheinend war das Werkzeug, das wir dabei haben, recht teuer und die Polizei hatte Sorge, dass wir etwas schmuggeln, vielleicht wollten sie uns auch nur länger da behalten.

Jetzt sind wir in Uganda. Es ist schmutziger, aber irgendwie auch lebhafter. Heute geht es los in die buddu area. Hier gibt es Gerüchte über die Night Runner. Die nachts nackt durch die Gegend rennen wohl Menschenfleisch essen sollen. Der Polizeichef gab uns eine lange, genüßlich vorgetragene Rede. Manche sagen es mit einem Lächeln, der Polizeichef war ziemlich ernst dabei. Während er seinen Nagelknipser um den Finger kreisen ließ. Für mich hätte die Situation hätte nicht absurder sein können. Die Geschichte kannte bisher aber jeder.

Ich vertraue meinem Gefühl: wird schon alles gut gehen! Bisher waren alle Menschen, die ich getroffen habe einfach nur freundlich, höflich und hilfsbereit.

Ich muss los, sonst bekomme ich kein Lunch mehr. Es gibt Samosas.


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Paul läuft noch bis zum 30.11. für mehr sauberes Trinkwasser. Willst du das unterstützen? Mehr Infos und die Möglichkeit zu spenden (please do!) findest du hier.

Fotos: © Moritzpiehler.de