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Was passiert, wenn man mit 30 Leuten 500 Kilometer durch Afrika läuft?

In Kurzform: Es kommt zu einer großen Menge von Eindrücken, (unverständlichen) Gesprächen, medialer Aufmerksamkeit, Geld für Trinkwasserprojekte und Blasen an den Füßen. Letzteres insgesamt 120 Stück. Wir haben durchgezählt.

Der wirklich spannende Teil ist aber der, mit dem ich am Anfang nicht gerechnet habe: Aber dazu später...

Im Oktober habe ich hier angekündigt, dass ich mich mit Benny Adrion, dem Gründer von Viva con Agua de St. Pauli e.V., und 30 weiteren hochmotivierten Läufer*innen einer großen (und zugegeben etwas verrückten) Herausforderung stellen möchte: Wir wollen von Kigali bis nach Kampala laufen. Zu Fuß, über 500 Kilometer und durch mehr oder weniger bekanntes Gelände. Und das haben wir dann auch gemacht! Beim WaterWalk 2017.

Im November, während des Laufens, habe ich die Eindrücke, die mich schier überwältigt haben, aufgeschrieben und als Gefühls- und Gedankenschnipsel in mehreren Tagebuchauszügen hier mit euch geteilt. Meine ersten Sätze waren damals: “Hier kommen drei (leicht gekürzte) Tagebucheinträge von mir. Quasi direkt und unreflektiert.”

Und jetzt – wieder angekommen im grauen und kalten Berlin – möchte ich die Trilogie zu Ende bringen. Diesmal mit der Ruhe und dem Komfort eines geheizten Zimmers. Etwas länger, dafür mit mehr Reflektion, let’s go!

Wir hatten mit dem WaterWalk drei Ziele:

1. Leute vor Ort treffen
Das haben wir geschafft. Nur irgendwie anders als gedacht. Es war nicht immer einfach. Zum Beispiel: Die Sprachbarriere war gerade in Ruanda sehr stark. Da waren tiefgreifende Diskussionen kaum möglich. Aber zum Glück geht “Leute kennenlernen” auch anders. Die Viva con Agua de St. Pauli e.V. Philosophie ist an dieser Stelle: Sport, Musik & Kunst.

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Tatsächlich habe noch nie so viele merkwürdige “Konzerte” gespielt wie auf diesem Trip (und ich habe schon mit Punkbands auf einem Abiball in Marzahn gespielt). Hunderte von Zuschauern, die meisten Kinder, alle sehr interessiert und gleichzeitig etwas verwirrt, aber irgendwie glücklich. Gemeinsam singen und klatschen klappt auch ohne gemeinsame Sprache! Und nach einer Woche konnten wir WaterWalker*innen den Beatles Song “I want to hold your hand”, den wir zu “I want to wash my hands” umgedichtet haben, sogar ganz passabel singen (Danke Raliza ❤). Das Original kannte eh niemand.

Neben der Musik ist auch Fußballspielen ein wirklich beeindruckendes Mittel der interkulturellen Verständigung.

Mit einigem Abstand denke ich: es war cool, dass wir einfach da waren, als “ganz normale” Menschen. Nicht in einem Geländewagen der UN. Sondern einfach als Wanderer. Zu Fuß unterwegs, so wie alle anderen auch. Dann kommt man halt nicht mit einem vorgefertigten Programm, sondern mit echter menschlicher Spontanietät.

2. Geld sammeln für die Projekte
Auch das haben wir geschafft. Dank eurer Beiträge sind über 30.000€ zusammen gekommen. Danke dafür! Falls ihr noch was Spenden wolltet, das geht noch, einfach hier. An unserem ersten Ruhetag trafen wir die Projektpartner in Ruanda. In diesem Fall nicht von der Welthungerhilfe, da die ihr Büro in Ruanda geschlossen hat. Es gibt eine Nachfolge Organisation mit vielen der ehemaligen Mitarbeiter*innen. Bei den Gesprächen ist noch mal deutlich geworden: Das Problem ist nicht, dass es hier kein Wasser gibt. Sondern, dass es zu wenig Zugänge (“boreholes”) zu diesem Wasser gibt und die Menschen dafür jeden Tag viele Kilometer weit laufen müssen. Zeit, die sonst in Arbeit, Freizeit, Lernen oder andere Dinge fließen könnte. Das Projekt in Karamoja (Uganda) habe ich leider nicht persönlich sehen können, da der Lauf zu lange ging. Hier gibt es aber noch Infos zur Vertiefung.

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(Vorne im Bild Moses, der Projektpartner von AgroAction, Adam von Viva con Agua Uganda, Benny Adrion von Viva con Agua de St. Pauli e.V.und meine soulbottle. Stichwort: #productplacement)

3. Aufmerksamkeit für die Region und ihre Herausforderungen schaffen
Auch das haben wir geschafft – hoffentlich!? Im Nachgang zum Waterwalk gab es viele Artikel, die bestimmt auch ein paar Menschen gelesen haben, unter anderem bei Spiegel Online, im Hamburger Abendblatt, im Observer (Uganda, auf englisch) und im Neon Magazin. Durch viele, viele Posts auf Social Media haben sich auf jeden Fall mehrere tausend Menschen mit diesen Orten beschäftigt, ohne selbst dort gewesen zu sein. Der Effekt von diesen Dingen ist aber schwierig zu beurteilen. Im Zweifelsfall hat es meiner Meinung nach eher positive Auswirkungen.

Bleibt der wirklich spannende Teil der Erkenntnis, mit dem ich am Anfang nicht gerechnet habe...

1. Es ist nicht gefährlich
Wir wurden immer wieder vor bestimmten Gegenden gewarnt: “Dort gibt es viele Geflüchtete, geht dort nicht hin” oder: “Dort gibt es feindselige Stämme, das ist gefährlich”. Und meine Mama fand diesen ganzen “Afrikatrip” eh etwas unheimlich.

Nichts davon hat sich bewahrheitet. Ich habe mich keine Sekunde bedroht oder unwohl gefühlt, stattdessen überall willkommen. Ich würde beide Länder als Reiseland empfehlen, auch ohne WaterWalk. Falls ihr ihn echt nachlaufen wollt: hier ist unsere Route auf Google Maps.

2. Es gibt coole Projekte, von denen ich noch nie gehört habe
Zum Beispiel WalkAid, das Projekt von meinem Zeltpartner Edwin. Hier ein schönes Foto von uns zweien.

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Der läuft ständig durch die Gegend. Für’n guten Zweck. Quasi in Teilzeit. Und dabei versteht in seinem Land (Uganda) irgendwie keinerdas Konzept Spendenlauf, aber er macht trotzdem weiter. Folgt ihm auf Facebook, um mehr von seinen Abenteuer zu lesen.

Oder: Spouts of Water. Die machen Keramikfilter in Kampala. So günstig, dass Menschen in Uganda sie sich leisten können, und so gut, dass sie alles rausfiltern, was krank macht. Das Benutzen von solchen Filtern (oder Purifaaya, wie sie sagen) spart das Abkochen des Wassers und dadurch viel Energie und CO2-Emissionen.

3. Es gibt Dinge, über die ich einfach noch nie nachgedacht habe
Manchmal hab ich den Eindruck, dass in Ostafrika bestimmte Technologieschritte schlicht übersprungen wurden. So gibt es quasi kein Festnetz, aber 3G Mobiles Internet fast überall. Durch die Funktion “Airtime” können Menschen Geld auf ihr Handy laden und damit Dinge bezahlen oder es sich gegenseitig zu schicken. Klingt banal, aber damit haben extrem viele Menschen einen Zugang zu einer Art Banksystem und Geld zu schicken (z.b. aus der Großstadt zu den Eltern aufs Land), ist viel sicherer und schneller geworden.

4. Eine Menge Demut und Dankbarkeit für sehr alltägliche Dinge
Das ist bestimmt schon tausend mal von Reisen in “ärmere” Länder berichtet worden. Aber etwas zu hören oder auf intellektueller Ebene zu begreifen, ist etwas anderes, als es zu spüren und körperlich zu erfahren (das Phänomen kennst du bestimmt auch aus anderen Situationen. Meditation oder Küssen sind da gute Beispiele). Nach guten 3 Wochen ohne Toiletten, wie sie in Berlin üblich sind, kann ich sagen: Ich bin mindestens einmal am Tag zutiefst dankbar für meine Lebensverhältnisse. Wenn du mehr Menschen auch eine saubere Toilette gönnst, dann schau dir mal das Projekt Goldeimer an.

Fazit:
Mein größtes “Takeaway” ist, das Viva con Agua de St. Pauli e.V. einfach eine ganz andere Art von NGO ist und sehr mutig darin, neue Schritte zu gehen, bei denen manchmal der Nutzen nicht sofort klar oder zumindest schwer einzuschätzen ist. Aber ich glaube, es braucht genau diesen Mut und es braucht ganz viel neues Denken in alle möglichen Richtungen im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, wenn wir die globalen Herausforderungen dieser Welt meistern wollen.

Fazit Fazit: Ich bin zutiefst dankbar für diese Erfahrung und mega froh über unsere Partner: #allforwater!

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Fotos: © Timon Koch und © Moritzpiehler.de