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soulincubator Update: Kooperation mit der Schwarz Gruppe

Als wir soulbottles gestartet haben, hatten wir eine ziemlich große Vision: Wir wollten ganz schnell ein erfolgreiches Trinkflaschen-Business aufbauen und dann immer weitere Unternehmen und Organisationen gründen, sodass diese soulorganizations sich dann gemeinsam für eine grünere und gerechtere Welt einsetzen. Im Laufe der Zeit haben wir dann drei Dinge gemerkt:

 

  1. Ein Trinkflaschen-Business is gar nicht sooo einfach und braucht irgendwie ganz schön viel Zeit und Menschen

  2. Wahrscheinlich reicht es nicht einfach nur einen Haufen neuer Organisationen zu gründen (und am Laufen zu halten), vermutlich muss man auch mit denen arbeiten, die schon da sind, um sie zu verändern

  3. Damit das Ganze dann auch wirklich langfristig wirken kann, sollten wir außerdem die  politischen Rahmenbedingungen für ökologische Bewegungen und wirkungsorientierte Unternehmen verbessern. Deswegen sind wir mit soulbottles unter anderem Gründungsmitglied der Stiftung Verantwortungseigentum und Teil der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), der B Corp Bewegung und des Social Entrepreneurship Netzwerks Deutschland.

 

Aus diesem Gedanken ist dann – zugegeben ein paar Jahre später als geplant – der soulincubator entstanden, mit dem wir junge Projekte gegen die Plastikkrise unterstützen. Gemeinsam mit unserem Partner ProjectTogether entschieden wir uns hierbei für die Strategie, im ersten halben Jahr eine große Bandbreite vieler Projekte zu fördern und dabei zu schauen, welches Team genau welche Ressourcen braucht. So können wir im nächsten Schritt dann die Lösungen, die gut funktionieren, soweit skalieren, dass sie die Gesellschaft verändern können.

Blog_Kooperation-mit-der-Schwarz-Gruppe_Bild-1Zeichenflache-1-KopieBeim letzten Schritt stießen wir auf ein Dilemma, das bestimmt viele kennen, die im Nachhaltigkeitsbereich arbeiten: Wenn ich das System ändern möchte, kann ich dann überhaupt mit systemrelevanten Partnern zusammenarbeiten oder unterstütze ich damit nicht das System selbst und somit den Status Quo? Zugegeben, endgültig beantworten können wir diese Frage nicht, aber im Falle des globalen Plastikproblems haben wir eine klare Meinung. 

soulbottles und ProjectTogether glauben, dass systemische Veränderung erst dann möglich wird, wenn die unterschiedlichen Akteur*innen –Initiativen, Startups, Unternehmen, der öffentliche Sektor, Stiftungen, NGOs – an einem Strang ziehen und in Kooperation gemeinsam wirken. Wenn wir wirklich viel Veränderung anstreben, müssen wir auch nach Partner*innen suchen, die mitziehen. Darunter können dann womöglich auch Partner*innen sein, mit denen wir nicht alle Werte teilen und die (zunächst) „Teil des Problems” sind, denn diese sitzen oft am größten Hebel für systemische Veränderung. Mit dieser Haltung haben wir im November Gespräche mit der Schwarz Gruppe angefangen.

Die Schwarz Gruppe ist ein sehr, sehr, sehr, sehr großes Unternehmen mit über 100 Milliarden Euro Umsatz im Jahr und fast einer halben Million Mitarbeiter*innen. Zur Gruppe gehören unter anderem auch Lidl und Kaufland; damit ist sie vermutlich der größte Handelskonzern Europas. Entsprechend groß ist also die politische Macht dieses Unternehmens, aber eben auch das Potential für wirklich große Veränderung. Was viele nicht wissen: Zur Schwarz Gruppe gehören auch das Entsorgungsunternehmen Green Cycle, andere Recycling-Unternehmen, Produktionsbetriebe für Lebensmittel und Verpackungen sowie Logistikunternehmen. In Bezug auf Plastik sind diese Unternehmen zumindest in Deutschland absolut „systemrelevant”. 

 

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Nun können Unternehmen genau dort einen großen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, wo sie selbst den größten Fußabdruck (und meist auch Einfluss) haben. Da die Schwarz Gruppe mit ihren verschiedenen Tochterunternehmen die gesamte Wertschöpfungskette des Plastikproblems abdeckt – von Produktion, über Logistik, zu Einzelhandel und Entsorgungsunternehmen bietet eine Kooperation auch eine Chance auf hohen gesellschaftlichen Mehrwert. 

 

„Als größter Lebensmitteleinzelhändler Europas ist die Schwarz Gruppe Teil des globalen Plastikproblems. Jedoch haben wir verstanden: wer Plastik nutzt, muss sich auch darum kümmern. Denn wer Teil des Problems ist, ist zugleich auch wichtiger Teil der Lösung. Die Plastikstrategie der Schwarz Gruppe verfolgt das Ziel, einen nachhaltigen Umgang mit Plastik zu finden und neue Standards für Ressourcenschonung entlang der gesamten Wertschöpfungskette einzuführen. Deshalb möchten wir den Hebel, den wir als großes Unternehmen haben, Innovator*innen zur Verfügung stellen, damit deren Lösungen für das Plastikproblem in die Breite der Gesellschaft kommen.“ - Michael Löscher, Plastikstrategie Schwarz Gruppe

 

Wir wollen natürlich ausschließlich mit Unternehmen zusammenarbeiten, die ein echtes Commitment haben, sich im eigenen Kerngeschäft zu verändern und nachhaltige Lösungen bei der Skalierung zu unterstützen. Wie sieht das bei der Schwarz Gruppe aus? Durch industrie- und sektorspezifisches Wissen sowie eine große Vertriebs- und Produktionsinfrastruktur kann die Schwarz Gruppe potentiell ein großer Hebel für junge Initiativen gegen Plastikmüll bedeuten und bietet unterschiedliche Szenarien für mögliche Pilotprojekte.

Im Sinne der systemischen Wirkung haben wir in insgesamt sieben Gesprächsrunden mit der Schwarz Gruppe und ProjectTogether tiefgehend besprochen, ob die Schwarz Gruppe dazu bereit ist, Initiativen des soulincubators – sofern Interesse seitens der Initiativen besteht – dabei zu unterstützen, ihre Lösungen in die Breite zu bringen. Wir wollten die Intention der Gruppe herausfinden und für uns messbar machen, ob eine Zusammenarbeit unterm Strich ein Wirkungspotential hat, dass den Impact der soulincubator Projekte wirklich stärkt und verbessert. In den Verhandlungen hat uns die Schwarz Gruppe zugesagt, ihr Möglichstes zu versuchen, um Kooperationen zwischen den Projekten des soulincubators und der Schwarz Gruppe zu ermöglichen. Für Initiativen des soulincubators, welche noch in zu frühen Entwicklungsstadien für eine breite Implementierung sind, hat die Schwarz Gruppe angeboten, Initiativen aktiv dabei zu unterstützen, den nötigen Entwicklungsstand für anschließende Kooperationen und Pilotprojekte zu erreichen.

 

„Komplexe, globale Probleme sind nur durch gemeinsames Wirken zu lösen – und zwar über die Grenzen von Sektoren und bestimmten Handlungslogiken hinweg. Social Startups und Initiativen, Stiftungen, große Unternehmen und die Politik tragen jeweils unterschiedliche Verantwortung. Sie haben aber auch unterschiedliche Möglichkeiten. Ein großes Handelsunternehmen wie die Schwarz Gruppe kann die soulincubator-Innovator*innen bei der Skalierung pushen. Umgekehrt können die Initiativen den Handel auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften wirkungsvoll begleiten. Diese Chance sollten wir nutzen.“ - Uwe Amrhein, Stiftungsmanager, Röchling Stiftung

 

Damit ihr komplett transparent nachvollziehen könnt, was die Schwarz Gruppe für den soulincubator möglich macht und welches Wirkungspotential wir in der Kooperation gesehen haben, hier eine Übersicht der vier Unterstützungsbereiche:

 

  1. 14 Gründer*innenstipendien, ausgezahlt von April bis September 2020

  2. Die Finanzierung zweier ChangemakerXchange Wochenenden in der Nähe von Berlin für insgesamt 50 Gründer*innen des soulincubator zum Thema „systemische Wirkung”

  3. Fachexpertise unter anderem im Polymerbereich

  4. Pilotierungen und Kooperationen mit den einzelnen Initiativen

 

Das Potential ist da, der Wille auch, aber kann / darf / soll / muss man mit der Schwarz Gruppe kooperieren? Wir wollen ehrlich sein, weder in unseren Teams noch in unseren Herzen haben wir dazu eine 100% Antwort gefunden. Die Schwarz Gruppe gehört neben EDEKA, REWE und Aldi zu den „großen vier” Unternehmen, die über  85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland kontrollieren. Es ist auch der Druck dieser Lebensmittelkonzerne auf die Landwirtschaft, der dort teilweise den großen Umschwung auf ökologische Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung verhindert, den wir aus unserer Sicht dringend benötigten. Sowohl bei ProjectTogether durch die aktuelle Farming Challenge, als auch bei soulbottles mit regionalen, ökologischen und vegetarischen Mittagessen für alle, versuchen wir für diese neue Landwirtschaft zu sensibilisieren und sie voranzutreiben. Auch deswegen war unsere Entscheidung für die Schwarz Gruppe ein Abwägen. 

Zudem stehen wir mit soulbottles für eine neue Form von Unternehmen, auch in Bezug auf Mitarbeiter*innenführung und Eigentum. soulbottles ist ein Purpose Unternehmen und gehört statt Investor*innen oder den beiden Gründern einer GbR aus soulbottles Mitarbeitenden. Alle unsere Gewinne werden in die Unternehmensmission investiert oder für gemeinnützige Zwecke gespendet. Wir arbeiten nach den Prinzipien von Holacracy und Gewaltfreier Kommunikation.

Die Schwarz Gruppe ist ein eher „klassisch” strukturierter Konzern und hat eine Rechtsform, die tendenziell weniger demokratisch ist und in der Profite und Stimmrechte meist bei den Eigentümern liegen. Auch diese Art der Strukturen kann zu diversen gesellschaftlichen Herausforderungen führen, wie viele von euch vermutlich wissen. (Mehr dazu in der sehr guten Doku „The Corporation” von Mark Achbar und Jennifer Abbott)

Uns sind diese Punkte bewusst und wir haben sie gemeinsam angeschaut, angesprochen und hinterfragt. Letztendlich sind wir dabei immer zu einer großen Schlussfrage gekommen: 

Bringt diese Kooperation einen Mehrwert in der Lösung der Plastikkrise? Verbessert es die Wirkung des soulincubators und können wir mit einer Zusammenarbeit mehr systemische Veränderung schaffen als ohne?

Um die Entscheidung auf eine breitere Basis zu stellen, haben wir beschlossen soulincubator Projektteilnehmer*innen zu befragen. Eine Zusammenarbeit hätte für uns nur Sinn ergeben, wenn es wirklich zu guten Kooperationen zwischen der Schwarz Gruppe und den Projekten aus dem soulincubator kommt. Dafür ist es entscheidend, ob die Startups diese Zusammenarbeit überhaupt wollen. Denn unser Ziel ist es ja schließlich, Probleme zu lösen und diese Lösungsansätze größer werden zu lassen. Die Community stimmte mit überragende Mehrheit für die Kooperation:

 

„Nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, Vertrauen schenken und daran glauben, dass Veränderung und Fortschritt vom Partner ebenso erwünscht ist, anstatt es direkt abzulehnen." - Projektteam Wayks


Wir sollten anderen (in diesem Fall der Schwarz Gruppe) eine Chance geben es besser zu machen und dazu in einen Austausch gehen und gemeinsam gemeinsame Probleme zu lösen. (...) hier muss das Potential der systemische Veränderung gesehen werden." - Projektteam Yoyoka

 

Unser Ansprechpartner bei der Schwarz Gruppe stand uns in langen Telefonaten und Fragerunden Rede und Antwort. Und wir vertrauen darauf, dass aus Worten Taten werden und hoffen, dass sich das Commitment in Bezug auf die Vermeidung von Plastikmüll auch auf andere Geschäftsbereiche des Unternehmens ausweitet. Wir machen mit der Kooperation zur Verminderung von Plastikmüll den Anfang. Uns ist aber auch klar: Da müssen noch viele weitere Schritte folgen.

Rechtfertigt also der Impact den Trade-Off, bzw. wird es einen Trade-Off geben? Könnte es passieren, dass wir durch die Lösung eines Nachhaltigkeitsproblems (Plastik) ein anderes (z.B. Landwirtschaft) verschärfen? 

Unsere Antwort ist, dass die Kooperation, so wie wir sie nach sieben Gesprächsrunden gestaltet haben, mit großer Wahrscheinlichkeit mehr positiven Impact haben wird. Sonst hätten wir es nicht gemacht. Wir kooperieren nicht mit der Marketing-Abteilung, sondern mit der Plastikstrategie der Schwarz Gruppe. Unser Ansprechpartner bei der Schwarz Gruppe hat nicht nach einem Aushängeschild für positive PR gesucht, sondern nach Lösungen, damit sein Unternehmen weniger Plastikmüll produziert. Das, was die Schwarz Gruppe an „wirtschaftlichemn Vorteil” durch die Kooperation zieht, ist um ein vielfaches kleiner, als das, was wir für den ökologischen Wandel beitragen können. Um die Möglichkeit des Greenwashing von vornherein auszuschließen, haben wir mit der Schwarz Gruppe seit Verhandlungsbeginn besprochen, dass sie im Falle der Kooperation nicht ohne unsere Zustimmung über den soulincubator kommunizieren dürfen. Dem haben sie zugestimmt, was ein weiteres gutes Zeichen dafür ist, dass es ihnen tatsächlich um echte Veränderung geht. 

Auch werden wir unsere Kritik weiterhin offen aussprechen und hoffen natürlich, dass Teile unserer Überzeugung und Vision einer nachhaltigen und fairen Welt auch Platz in großen Konzernen finden. Für jetzt wünschen wir uns aber erstmal, dass sie weniger Plastikmüll verursachen, und dass sie das mit soviel Commitment tun möchten finden wir toll und sinnvoll.

Und so gehen wir mit viel Aufregung weiter in das nächste Kapitel des soulincubators, denn auch für uns ist das eine komplett neue Erfahrung.Wir hoffen wir konnten an dieser Stelle einen Einblick in unsere Überlegungen und Motivation geben. Wir freuen uns auf Feedback!

 

Paul (soulbottles) & Philipp (ProjectTogether)