water is political
Wasser ist politisch. Darüber müssen wir reden. Denn Wasser geht uns alle an. In diesem Artikel zeigen wir dir, was wir mit „water is political” meinen. Und wir erklären dir, warum Trinkwasser mehr ist als Wasser zum Trinken.
water is everything
water is political? Damn yes! Wasser ist politisch, weil der Zugang dazu mehr bedeutet, als einfach nur Durst zu haben. Wasser bedeutet Sicherheit und gesellschaftliche Teilhabe, persönliche Entfaltung und Bildung, Gesundheit und Hygiene. Wasser hat Einfluss auf so vieles in unserem Alltag. Meistens weißt du erst, wie wichtig Wasser in deinem Leben ist, wenn es fehlt. Und das ist vor allem bei Mädchen und Frauen, die im globalen Süden leben, sehr präsent.
Diesen Fakt haben wir auf Glas gedruckt. Unsere neue soulbottle mit politischem Motiv beschreibt die Künstlerin Mulenga J Mulenga wie folgt: „water is female and so is the future”. Das Motiv – eine weibliche Person, die einen Krug mit einer Weltkugel darin in der einen Hand trägt und eine Pflanze in der anderen, und von dannen schreitet – vereint die Frage nach der Herkunft und der Rolle Schwarzer Frauen mit dem sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Auch in Bezug auf unser Trinkwasser- und Klimaschutzprojekt WASH'n'soul in Lusaka versuchen wir auf diesen Punkt einzugehen. Mit dem dreijährigen Projekt wollen wir weiblich geführte Unternehmen und Startups ansprechen und langfristig in unsere Projektarbeit einbinden.
So arbeitet Josephine Moono mit uns vor Ort in Sambia zusammen als Community Officer bei den lokalen Wasserwerken von Lusaka Water Supply and Sanitation. Wir haben sie gefragt, was für sie WASH bedeutet und wie öffentliche Wasserhähne das Leben der Nutzenden beeinflussen.
Watt WASH? Der Begriff fällt im Rahmen von trinkwasserspezifischer Entwicklungszusammenarbeit relativ häufig, im Alltag eher selten. In diesem Artikel haben wir beschrieben, woraus WASH besteht.
Auf diesem Bild siehst du Kathie, unseren Impact-soulie in Lusaka. Zusammen mit soulie Patrick hat sie sich mit dem Team von Viva con Agua und BORDA Zambia vor Ort getroffen, um sich einen Überblick über die Gegebenheiten bezüglich unseres Projekts WASH’n’soul vor Ort zu verschaffen.
water is everywhere, but not for everybody
Wir müssen über Wasser reden, weils politisch ist. Auf dem Weltwirtschaftsforum 2019 wurde bereits das Phänomen der Wasserknappheit und ihre Auswirkungen als größte Gefahr des kommenden Jahrzehnts beschrieben. Rund zwei Drittel aller Menschen leiden jedes Jahr für rund einen Monat unter akuter Wasserknappheit. Eine halbe Milliarde ist dabei von einer andauernden Wasserknappheit betroffen, die das ganze Jahr lang anhält. Sobald eine lebensnotwendige Ressource knapp wird, ist sie Spekulationsgut. In Regionen mit struktureller Wasserknappheit wird trinkbares Wasser in den wirtschaftlichen Wettbewerb aufgenommen und für einen Preis verkauft, den sich viele nicht leisten können. Auch deswegen ist Wasser politisch. Heute sogar politischer denn je.
water is a human right
Das Recht auf sauberes Trinkwasser gilt seit 2010 offiziell für jeden Menschen. Dennoch gibt es auch heute Menschen, die noch zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens Gebrauch von diesem Recht machen konnten. Deswegen ist es politisch. Weil es nicht das Individuum betrifft, sondern ein struktureller Missstand ist.
water is a gender issue
Vor allem menstruierende Menschen sind von einem sicheren und nachhaltigen Zugang zu sauberem Trinkwasser abhängig. In vielen Kulturen, wo die Wasserversorgung nicht staatlich geregelt ist, ist es explizit eine weiblich konnotierte Aufgabe, innerhalb der Familien für Wasser zu sorgen. Genauer gesagt die Aufgabe von 8 von 10 Frauen.
Diese privat geregelte Versorgung mit Trinkwasser hat einen großen Einfluss auf das Leben der Frauen und Mädchen, die mit dem Wassertransport beauftragt werden. Um diese Dimensionen begreifen zu können: Jeden Tag im Jahr verbringen vornehmlich weibliche Menschen weltweit über 200 Millionen Stunden damit, Wasser für ihre Familien zu organisieren. Gerade für Frauen und Mädchen sind diese Wege zum Wasser oftmals gefährlich.
Durch die Klimakrise verstärkt sich diese Gefahr zunehmend, da die Wasservorkommnisse gerade in trockenen Regionen weiter zurückgehen und damit die Routen zur Wasserstelle immer länger werden. In einer Studie aus Pakistan (2019) zeigt sich, dass über 80 % der pakistanischen Frauen, die zum Wasserholen ihr Grundstück verlassen müssen, auf dem Weg sexualisierte Gewalt erfahren. Je länger die Wege sind und je mehr Zeit dafür in Anspruch genommen werden muss, desto höher ist die Gefahr für mehrheitlich weibliche Personen auch häusliche Gewalt zu erfahren. Gleiches gilt für die Folgen der Klimakrise. Das zeigte sich auch in dem Inselstaat Vanuatu im Südpazifik sehr deutlich, wo nach zwei aufeinanderfolgenden Zyklonen 2015 und 2020 die Rate an häuslicher Gewalt extrem anstieg.
Angela Kapembwa ist Bauingenieurin und arbeitet für das BORDA-Team in Sambia, Projektpartner von WASH'n'soul. Sie erklärt uns, warum das Empowerment weiblich gelesener Personen die Lösung für diese gesellschafts- und klimabedingte Faktenlage ist.
Auf der anderen Seite hat eine sichere Versorgung mit sauberem Trinkwasser signifikant positive Auswirkungen auf die weitere Entwicklung von menstruierenden Menschen. UNICEF-Studien aus den ländlichen Regionen Pakistans und Tansanias (2019) zeigen, dass die Einschulungsrate von Mädchen und die Möglichkeit zur Erwerbstätigkeit von Frauen unter anderem von einer sicheren Versorgung mit Wasser und Sanitäranlagen abhängt. Eine sichere Wasser- und Hygieneversorgung spielt auch für Schwangere eine wichtige Rolle. Sie wirkt sich auf die Gesundheit und die Überlebenschancen der ungeborenen Babys aus. Wenn Schwangere keine weiten Strecken für die Wasserbeschaffung zurücklegen oder die schweren Behälter tragen müssen, dann sinkt ihre Sterblichkeitsrate. Auch die Geburt gestaltet sich bei einer guten Versorgung mit sauberem Wasser als weniger gefährlich, da das Risiko einer Infektion signifikant sinkt.
water is life
Wasser begleitet uns durch jede Lebenslage und Wasser ist so kostbar wie nichts anderes. Wasser ist alles und deswegen politisch. soulbottles setzt sich seit der Gründung 2012 in enger Zusammenarbeit mit Viva con Agua dafür ein, dass ein sicherer Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen gilt – nicht nur auf dem Papier. Wir wollen mit einem Sprichwort in Mulenga J Mulengas Muttersprache Bemba schließen: „Die Zukunft eines Waldes sind die jungen Bäume". Die Zukunft liegt in den Händen der Kinder und diese brauchen vor allem drei Dinge zum Wachsen: Licht, einen sicheren Boden und Wasser.
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